PKAN: Ergebnisse von klinischer Studie mit Deferipron

by | 17. Juli 2019

Von 2011 – 2015 wurde das internationale NBIA-Forschungsprojekt TIRCON (Treat Iron-Related Childhood-Onset Neurodegeneration) von der Europäischen Union finanziell gefördert. Ein wesentliches TIRCON-Teilprojekt war eine Klinische Studie zur Untersuchung der Sicherheit und Wirksamkeit des Eisenchelators Deferipron bei PKAN-Patienten. Diese Studie bestand aus zwei Schritten:

  1. einer randomisierten, doppelblinden,Placebo-kontrollierten Studie von 18 Monaten pro Patient (pP)
  2. einer anschließenden 18-monatigen (pP) offenen Verlängerungsstudie für vorherige Studienteilnehmer.

Es gab vier klinische TIRCON-Zentren in Deutschland, Italien,England und den USA.

Daten von bis zu 88 Patienten im placebo-kontrollierten Teil der Studie und von bis zu 62 Patienten in der Verlängerungsstudie konnten ausgewertet werden. Mit der letzten Patientenvisite Mitte März 2018 war die insgesamt über drei Jahre laufende zweistufige Studie abgeschlossen.

Deferipron wurde überwiegend gut vertragen. Zu den Deferipron-spezifischen Nebenwirkungen gehörten u.a. eine milde bis mäßige Anämie, leicht erniedrigtes Serum-Ferritin und ein leichter Eisenmangel. Dies konnte während der Studie mit Eisenergänzungsmitteln behandelt werden.

Bei 40 Patienten wurden im ersten Teil der Studie die Eisenkonzentrationen im Globus Pallidus mit MRT untersucht.Während sich diese in der Gruppe der Patienten mit Placebo nicht änderten, nahm die Eisenmenge in der Deferiprone-Gruppe deutlich ab.

Für die klinischen Untersuchungen wurden verschiedene Skalen zur Messung von Veränderungen im Studienverlauf eingesetzt. Die Barry-Albright-Dystonie-Skala stellte den primären Endpunkt dar. Hinzu kamen als sekundäre Endpunkte u.a. Skalen zur Erfassung von Parkinson-Symptomen und von Faktoren wie funktionaler Selbständigkeit oder Lebensqualität.

Obwohl während der Studiendauer bei allen Patienten die Erkrankung weiter voranschritt, ergab die Studie insgesamt Hinweise darauf, dass Deferipron –im Gegensatz zum Placebo- bei PKAN-Patienten das Fortschreiten der Erkrankung höchstwahrscheinlich verzögern kann, insbesondere, wenn man nicht nur den primären Endpunkt, die BAD-Skala, betrachtet, sondern auch die sekundären Endpunkte der anderen Skalen miteinbezieht.

Diese verzögernde Auswirkung des Eisenchelators auf den klinischen Verlauf wurde mit größerer Deutlichkeit in der Untergruppe von Patienten mit atypischer PKAN beobachtet und anschließend in der Verlängerungsstudie bestätigt. Bei Patienten, die im randomisierten Teil der Studie Placebo erhalten hatten, verzögerte sich dann der Krankheitsverlauf in der Verlängerungsstudie im Vergleich zu den ersten 18 Monaten unter Placebo. Der mögliche positive Effekt von Deferipron kam auch darin zum Ausdruck, dass Patienten, die das Medikament einnahmen, z.T. ihre übliche Dystonie-Medikation reduzieren konnten.

In die Studie waren zahlreiche Patienten mit bereits weit fortgeschrittener PKAN eingeschlossen. Mit zunehmender Neurodegeneration sinkt jedoch der zu erwartende positive Effekt von Medikamenten. Daher ist für die Zukunft zu erwägen, ob nicht ein früherer Einsatz von Deferipron, wenn noch weniger durch das Eisen verursachte Schäden vorliegen, die positive Wirkung im Sinne einer Verlangsamung des Krankheitsverlaufs verstärken könnte.

Wer mehr über die Studie erfahren möchte, findet bei The Lancet Neurology die Zusammenfassung des englischen Originalartikels. Leider steht der vollständige Artikel nicht kostenlos online im Open Access zur Verfügung. Interessenten können sich für weitere Informationen zum Artikel aber gern an info@hoffnungsbaum.de wenden.

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